Tag Archiv für Fata Morgana

Auch im Süden kanns ganz schön kalt sein…

SüdenAnno Domini "Süden“

…sonst wäre das kleine Logo, das diesmal die obere rechte Ecke der Kärtchen des Anno Domini Sets ziert, sicher kein Pinguin. Urs Hostettler hat einmal wieder gesucht, und 340 neue, kuriose Fakten aus der Weltgeschichte zusammengestellt, die eben alle im Süden stattfanden, nachdem er ja 2010 "im Osten“ unterwegs war.

Was ist denn nun nach seiner Definition Süden? Nun, dazu muss man mal überlegen woher Urs stammt – aus der Schweiz. Also strenggenommen ist dann alles Süden, was südlich der Alpen ist – zumindest so ungefähr. Das heißt, von Italien oder Griechenland bis zur Antarktis kann so ziemlich jeder Ort dabei sein (und das ist er auch).

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Landschaftsgärtner

Siebenpunkt – Lebensräume schaffen

Der kleine schweizer Verlag Fata Morgana ist eine Genossenschaft, der wahrscheinlich bekannteste Genosse ist Urs Hostetter, von dem auch das Spiel Anno Domini stammt – oder manchmal auch nicht, wenn es sich um einen Aprilscherz handelt. Neben einem ungefähr jährlichen Rhythmus neuer Themenpakete zu Anno Domini erscheinen in diesem Verlag aber auch andere Spiele.

Eines dieser Spiele (gechrieben von einem anderen Genossen der Genossenschaft) ist Siebenpunkt, in dem die Spieler sich als Agrarökonomen mit Umweltauftrag betätigen. Mit anderen Worten: ihre Aufgabe ist es, Lebensräume für viele verschiedene einheimische Tiere zu schaffen, vom Maulwurf über die schwarze Wegameise bis hin zum namensgebenden Siebenpunkt. Hierbei ist der wirtschaftliche Erfolg nachrangig: Siegpunkte werden für entsprechende Umweltgestaltung vergeben, die nicht unbedingt auch betriebswirtschaftlich sinnvoll sein muss. Aber was tut man nicht alles für die Tierbeobachter.


In der quadratischen Schachtel findet man folgendes Spielmatgerial:

  • 5 Ackerflächen – große quadratische Kartons, auf denen die Spieler ihre Felder anlegen
  • 120 Landschaftsplättchen, jeweils Domino-artig zweigeteilt
  • 61 Tierkarten : 16 Startkarten, 30 einfache und 15 Experten-Karten
  • 24 Auftragskarten für ökologischen Anbau
  • 5 Übersichtskarten
  • 75 Beobachtungsmarker: je 15 in insgesamt 5 Farben
  • 2 Spielanleitungen: eine in Deutsch, eine in Französisch

Die Spielregel kann man auch auf der Verlagsseite zum Spiel downloaden, auch hier sind nur eine deutsche und eine französische Version verfügbar. Man merkt, dass Fata Morgana aus der Schweiz kommt, in der Deutsch und Französisch gesprochen werden (und deren weitere Sprachen, Italienisch und vor allem auch Rätoromanisch, ein ziemliches Mauerblümchendasein fristen).

Die Karten haben ganz normale Spielkartenqualität, die Beobachtungsmarker sind kleine Plastikscheiben wie aus einem Flohspiel. Die Ackerflächen wirken auf den ersten Blick ziemlich weich, da man sie während des Spiels nicht damit herumwedelt (herumwedeln sollte), sind sie ganz brauchbar. Die Landschaftsplättchen müssen zunächst aus Stanzbögen ausgedrückt werden, was leicht von der Hand geht. Dabei bleiben aber leider teilweise ziemlich lange Papiernasen an den Landschaftsplättchen hängen, die man dann nachbearbeiten muss. auch fiel uns auf, dass eines der Landschaftsplättchen auf der Rückseite mit einem großen weißen Fleck bedruckt war. Dies war nicht, wie man vermuten könnte, ein 'abgeschabtes' grünes Deckblatt, sondern tatsächlich im Druck begründet.

Die Illustrationen auf den Karten sind schön: jeweils ein Tier wird abgebildet und namentlich genannt, hinzu kommen Symbole, zu welcher der sechs Kategorien es gehört (Spinnentiere, Säugetiere, Vögel, Reptilien/Amphibien, Wirbellose, Insekten). Ich bin mir nicht sicher, ob man die 'Wirbellosen' nicht vielleicht besser als 'Weichtiere' bezeichnet hätte – allerdings sind laut Einteilung in der Wikipedia (und im Gegensatz zur Anmerkung in der Spielregel) Spinnentiere und Insekten keine Wirbellosen. Ich bin kein Biologe, für das Spiel gelten diese Gruppen jedenfalls als unterschiedlich.

Zuguterletzt findet man auf der Spielkarte eine Übersicht, welche Geländetypen das Tier in welcher Formation haben will, damit es sich wohlfühlt. Diese Geländetypen stimmen grundsätzlich überein mit den Typen, die man auf den Landschaftsplättchen wiederfindet. Allerdings gibt es hier zwei Stolperstellen.

Zum einen stimmen die Symbole nicht immer überein: auf den Landschaftsplättchen sind die Obstbäume von oben abgebildet mit vielen kleinen Früchten, auf den Karten sieht man jeweils nur einen Baum und eine große Frucht. Zum anderen wird man zu Beginn von zwei Symbolen verwirrt werden, die nicht auf den Landschaftsplättchen erscheinen. Es sind dies Symbole für 'ein beliebiger Obstbaum' bzw. 'eine beliebige Blumenart'. An diese Symbole und Symbolabweichungen hat man sich aber schnell gewöhnt.

Zu Spielbeginn werden 8 der 16 Start-Tierkarten offen ausgelegt, die anderen acht kommen aus dem Spiel. Zur Unterscheidung haben diese Karten auf der Rückseite nur ein grün-weißes Symbolmuster, während die übrigen Tierkarten auf der Rückseite einen Rundpfeil zeigen. Die 'gewöhnlichen' und die 'Experten‘-Tierkarten sind nicht so leicht zu unterscheiden: ein kleines Symbol auf der Werteseite zeigt den unterschied an.

Aus dem Vorrat an Landschaftsplättchen zieht jetzt jeder Spieler drei Stück, von denen er eines für sich behalten kann, die beiden anderen gibt er an seinen Nachbarn. Ob es der linke oder der rechte Nachbar ist, zeigt der Pfeil auf der obersten noch im Spiel befindlichen Tierkarte auf dem Nachzugstapel an, es kann also mal links- und mal rechtsherum gehen. Der Nachbar wählt aus den zwei Plättchen eines aus und gibt das letzte wieder weiter, wo es dann endgültig verbleibt.

Anschließend darf jeder Spieler die Plättchen auf seinem Acker verbauen, nicht benötigte Plättchen ablegen, oder auch ein einzelnes Plättchen zeitweise in einer Zwischenablage lagern.Ziel ist es, die Landschaftskonfigurationen von so viel möglichen Tieren aus der Auslage auf dem eigenen Acker nachzubauen. Wenn das gelingt, darf man einen Beobachtungsmarker auf der entsprechenden Tierkarte ablegen. Natürlich können das auch mehrere Spieler in derselben Runde erreichen, dann liegen eben mehrere Beobachtungsmarker auf einer Karte.

Wenn alle Landschaftsplättchen gelegt und die Beobachtungsmarker gesetzt sind, werden die Karten mit genau einem Marker bei dem entsprechenden Spieler abgelegt, die mit mehreren Markern kommen beiseite – sie liefern für jeden Spieler Punkte.

Man darf auch 'zwischendurch' bereits bebaute Ackerfelder überbauen, und so auch zeitweise bereits beobachteten Tieren den Lebensraum wieder nehmen. Dann sollte man aber dafür sorgen, dass bis zum Spielende die gewünschte Konfiguration wieder erreicht werden kann.

Nach sechs Runden im Basisspiel wird abgerechnet: für jedes beobachtete Tier gibt es die auf der Karte angegebenen Punkte für den beobachtenden Spieler. Als Pluspunkte, wenn er das Tier bei Spielende auf seinem Acker beobachten kann, aber als Minuspunkte, wenn er es nicht mehr kann, zum Beispiel weil er ein Ackerfeld überbaut hat und die Konfiguration nicht mehr wiederherstellen konnte – was allerdings während des Basisspiels selten genug passiert.

Wer die meisten Punkte hat, hat gewonnen.

In der Expertenregel gibt es dann acht Runden, und jeder Spieler erhält außerdem vier 'private' (geheime) Aufträge für Ausgleichsflächen, für die es eine Menge Punkte geben kann. Zwar gibt es keine Minuspunkte, wenn diese nicht geschaffen werden, aber ohne zumindest ein, zwei dieser Aufträge wird ein Sieg schon sehr unwahrscheinlich. Auch wird durch die acht Runden die Verführung größer, Lebensräume noch einmal zu überbauen, um ein noch wertvolleres Tier anzulocken – und damit auch die Gefahr größer, dass man am Spielende ein Tier als Minuspunkte angerechnet bekommt. Andererseits ist dieses Überbauen auch wieder interessant, denn für jede komplette Reihe bzw. Spalte, die noch als normaler Acker zu verwenden ist, gibt es ebenfalls (ein paar) Siegpunkte.

Das Spiel ist in de Basisversion ein simples Legespiel, das auch für jüngere Spieler bereits gut geeignet ist – laut Anleitung ab 9, aber je nach Kind kann das IMHO auch nach unten ausgeweitet werden. In der Expertenversion ist es dann schon anspruchsvoller, wenn man auch hier mehr vom Glück als vom Können abhängig ist (wenn man die wertvollsten Tiere eben nicht finden kann, weil einem zum Beispiel kein einziges Gebüsch über den Weg läuft, hat man eben Pech gehabt. Ob man bereits für Tiere verwendete Geländestücke überbaut, muss man sich aber trotzdem gut überlegen – und in der Expertenversion kann es dann in den letzten ein, zwei Runden auch interessant sein, sich bei der Auswahl der Landschaftsplättchen mit daran zu orientieren, welches Plättchen man dem Nachbarn auf jeden Fall nicht zukommen lassen will.

Als Spiel für Gelegenheitsspieler mit einem gewissen, leichten ökologischen Touch ist das Spiel allerdings sehr nett. Und wenn man das nächste Mal, wenn man eines der Tiere auf den Karten in der Natur wiedersieht, sich daran erinnert, hat man außerdem auch noch etwas wichtiges gelernt.

Eine Warnung noch: man sollte das Spiel nicht verwechseln mit de gleichnamigen Spiel (Spielregel-PDF) von Haba.

 

 

  

 

  

  

 

  

  

 

  

  

 

  

  

 

Hersteller Fata Morgana
Autor Cyril Bucher
Spieler 2-5
Denken 4
Glück 7
Geschicklichkeit 0
Preis € 33

Schildkröten können fliegen

Anno Domini "Im Osten“

Es war einmal – so heißt zwar auch ein Spiel, aber um das geht es gerade nicht. Dennoch ist dieser Satz bei "Anno Domini“ nicht fehl am Platze, denn es geht um Ereignisse, die "einmal waren“ – das kann letztes Jahr gewesen sein, aber auch schon mehrere tausend Jahre vor unserer Zeitrechnung.

Wer die Spieleserie "Anno Domini“ nicht kennt, dem sei kurz das Spielprinzip erläutert: Die Spieler erhalten Kärtchen, auf denen (meist sehr kuriose) geschichtliche Ereignisse vermerkt sind, allerdings steht die zugehörige Jahreszahl auf der Rückseite – und die wird zunächst nicht aufgedeckt. Wer an der Reihe ist, muß eines "seiner“ Ereignisse in die dadurch immer länger werdende Reihe einordnen, und der nächste Spieler muss dann immer entscheiden, ob er diese Reihe so "glaubt“, und wieder ein Ereignis dazupackt, oder ob er meint, dass da etwas nicht stimmt – dann werden die Karten umgedreht und kontrolliert. Wenn alles richtig war, bekommt der Zweifler Strafkarten, wenn aber irgendetwas nicht stimmt, gehen diese an den letzten Spieler, auch, wenn der den Fehler gar nicht eingebaut hatte. Er hätte ja selber zweifeln können. Dann wird eine neue Zeitlinie begonnen. Wer zuerst alle seine Karten "loswerden“ konnte, hat gewonnen – insofern ist natürlich etwas "kurioses“ Geschichtswissen praktisch, aber auch Chuzpe und dreistes Bluffen – wenn man dem Mitspieler überzeugend verkaufen kann, dass das ganz sicher vor- bzw nachher war (und der selber das erst recht nicht weiß), kann man vielleicht auch verhindern, dass ein solch dreister Bluff angezweifelt wird (und vielleicht liegt man ja sogar richtig).


Nun beschäftigt sich jede der bislang 23 (wenn ich richtig gezählt habe) Schachteln mit einem anderen "Oberthema“, und dieses ist reichlich weit gefasst – seien es Sex & Crime, Frauen oder Flopps der Weltgeschichte – und hier liegt uns das neueste Set vor, das "im Osten“ betitelt ist, und das als Serienzeichen einen kleinen Sumotori in der Ecke hat. Durch diese Symbole lassen sich die Karten leicht voneinander unterscheiden und können nach einem "gemischten“ Spiel wieder richtig eingeordnet werden. Ja, ihr habt richtig gelesen, man kann die Sets beliebig mischen, wenn man mehrere vor Ort hat, dann wird das Geschichtschaos noch größer.

Worum also geht es "im Osten“? Nun, um geschichtliche Ereignisse, die – von Mtteleuropa aus gesehen – im Osten geschehen sind, und damit ist sowohl der nahe wie auch der mittlere und ferne Osten gemeint – also definitiv nicht nur etwas für Otakus uns sonstige Japan-Freaks. Und Urs Hostettler hat wieder eine so irre Menge seltsamer, teilweise absurder und dann auch wieder einfach nur kurios umschriebener Ereignisse gefunden, daß einem die Ohren schlackern. Seit wann werden zB in Indien Zebus als Vieh domestiziert? Seit wann bitteschön können Schildkröten fliegen? (das ist kein Scherz, genau dieser Satz stand auf der Karte. Ich habe sie tatsächlich richtig eingeordnet, aber aus einem ganz anderen Grund als dem tatsächlichen: die Karte meint einen gleichnamigen iranischen Film; ich musste an eine entsprechende Manga/Animefigur einer fliegenden Schildkröte denken und habe mir überlegt, wann die wohl auftauchte…), oder wann überschritt die Bevölkerungszahl Bangladeshs die von Russland (ist übrigens noch gar nicht so lange her)? "Schlimmstenfalls“ steht auf einer Karte nur ein Wort – z.B. "Tofu“ – ja seit wann gibt’s denn sowas? Wer diese Frage zu beantworten weiß, kann es dann ja (hoffentlich) richtig einordnen…

Natürlich haben es Asien-interessierte stellenweise etwas leichter, hier richtig einzuschätzen, aber es ist ein solch buntes Sammelsurium, daß man oft einfach spekulieren muß. Ich kann ja vielleicht behaupten, dass ich mich ganz gut mit Japan auskenne und vielleicht noch mit der Antike im Zweistromland, aber dazwischen hörts irgendwann auf – ergo: dreist sein, und einfach mal behaupten, und hoffen, dass es keiner merkt…

Insgesamt eine gelungene Mischung, und auch wegen der "Mischbarkeit“ der Anno-Sets immer wieder anders – also hoher Wiederspielwert. Die Spieldauer ist auch reichlich variabel – wenn einer wirklich oft richtig liegt, kann es schon nach einer halben Stunde durch sein, es kann sich aber auch länger ziehen, wenn sich die Strafkarten bei allen häufen. Und wer weiß was als nächstes für ein Ereignis auftaucht?

Hersteller Fata Morgana i.Z.m. Abacus Spiele
Autor Urs Hostettler
Spieler 2-8
Denken 9
Glück 2
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 11 €

April April

Auflösung Aprilscherz

Dieses Jahr ist es ja am 1.4. knüppeldick gekommen. Aber natürlich war die Meldung um ein neues Set für Anno Domini der diesjährige Aprilscherz.

Das heisst natürlich, dass die anderen Meldungen alle echt waren.

Insbesondere die Meldung von der iPhone-App, die zu Mondpreisen verkauft wurde, ist laut dem inzwischen verlinkten Bericht wahr. Auch wenn sie wie ein Aprilscherz klingt.
Ebenso ist es leider Tatsache, dass die Einstellung von Worlds of Cthulhu angekündigt wurde, genauso wie die Pressemitteilung von dtp Entertainment zum Verkauf von Ferdoker Hellem auf der RPC. Da war mein AA wohl etwas zu feinfühlig. Auch gibt es tatsächlich eine Helden 5.0.7, und Andreas hat tatsächlich das Szepter abgegeben. Den Restder  Ankündigung im Helden-Forum (dass das Programm kommerziell werden solle) habe ich weggelassen – inzwischen stellte sich auch heraus, dass mein AprilAlarm hier genau rictig eingestellt war :)



Im Jahre des Alten

Aprilscherz Anno Domini – Cthulhu

Zum Kartenspiel Anno Domini von Urs Hostettler habe ich ja bereits eine Rezension geschrieben. Aber heute erscheint ein neuer Themensatz, der gerade Rollenspieler aufhorchen lassen dürfte. Der gute Urs hat weder Kosten noch Mühen gescheut, und einen Kartensatz zum wohl bekanntesten Phänomen des letzten Jahrhunderts herausgebracht. (Weiterlesen, es gibt ein Sonderangebot am Ende!)

Cthulhu – viele Leuten erschrecken bereits, wenn sie nur den Namen hören. Und mag der Cthulhu-Mythos in der Öffentlichkeit ausschließlich mit dem Namen Howard Philips Lovecraft verbunden sein, so gab es doch viele andere Autoren, die ebenfalls an dem Mythos gearbeitet haben: Robert Bloch, August Derleth, Frank Belknap Long, John Ransey Cambell, Wolfgang Hohlbein, Brian Lumley, Ambrose Bierce, Keith Herber, Robert E. Howard, Andrzej Sapkowski, aber auch Namen wie Abogado Powers kann man begegnen.

Interessant an dem Set ist vor allem die Detailarbeit, die darin steckt. In den wieder 336 Karten finden aich nicht nur Erscheinungsdaten von Berichten, Geburts- und Sterbetage von Autoren, und Erscheinungsdaten von Filmen, sondern auch Ereignisse, die direkt dem Mythos entstammen. Man sollte also in der Lage sein, die Ankunft der Mi-Go, der Dhole, des Sternengezüchts, der Yithianer, zeitlich einzusortieren, die Torpedierung von Innsmouth und das Erwachen Cthulhus anlässlich des Wiederauftauchens von R’lyeh zu datieren (letzteres jährt sich morgen zum 85. Mal), zu wissen, wann Roderick Andara seinen Sohn 'abgegeben' hat, wann Privatdetektiv Suzuki eingeschneit wurde…
Neben den Berichten der genannten Autoren scheint auch eine Menge Arbeit mit den Cthulhu-Forschungsberichten von Chaosium und Pegasus erfolgt zu sein. Man entdeckt einige Daten und Begriffe, die aus diesen Werken zu kommen scheinen (NWI, Nefertiri…) – da diese aber wiederum fein mit den offiziellen Daten abgestimmt werden, bringen auch diese Daten keine Überraschungen.

Schön sind auch einige Ereignisse, die ich nicht erwartet hatte, und für die Urs Hostettler Insider-Informationen verwendet haben dürfte – dass ein Dhol sich versehentlich in eine Baustelle grub und so das Kölner Stadtarchiv zum Einsturz brachte, war mir bislang nicht bekannt, erklärt aber einiges. Viele Mittelalter-Termine stammen anscheinend aus den Narrenturm-Berichten von Sapowski, einige moderne aus den Archiven von Marvel und DC. Eine bunte, aber immer stimmige Mischung.

Jeder Satz Anno Domini hat ein eigenes Symbol und die Auflösungsseite in einer eigenen Farbe, und das gilt auch hier. Das Symbol zeigt eine interessante Gestaltung: je nachdem, aus welcher Richtung man es betrachtet, sieht es entweder aus wie ein gelbes Zeichen, die 'Baum‘-Version des Älteren Zeichens, oder auch die 'Stern‘-Version des Älteren Zeichens. Die Druckfarbe der Auflösungsseite glänzt leicht metallisch, und schillert in einem sanft violett leuchtenden Grün. Das sieht ziemlich edel aus, und macht Lust, das Spiel häufiger auszupacken.

Die Karten haben zwar das gleiche Format wie die übrigen Anno-Domini-Spiele, sind aber blassgrün und fühlen sich ein wenig schleimig an. Das Material scheint kein normaler Karton zu sein, aber auch kein Kunststoff – es sieht mir eher ein wenig ledrig aus. Auch sieht der Kartenstapel auf dem Tisch deutlich größer aus als in der Schachtel, so dass man sich fragt, wie die Karten eigentlich hinein passen (sollen). Aber wenn man nach dem Spiel versucht, die Karten zu verstauen, passt alles wunderbar, und sogar ein wenig besser als bei den bisherigen Kartensätzen.

Mir ist allerdings nicht so ganz klar, wozu der Plastik-Fisch dienen soll, den ich in der Packung meines Rezensionsexemplars unter den Karten entdeckte. In der Spielregel konnte ich jedenfalls keinen Hinweis entdecken. Ich habe den Verdacht, dass er zu einem anderen Spiel gehören sollte.

Leider musste der Verlag Fata Morgana, der das Spiel herausbringt, in den letzten Wochen drei Mitarbeiter in unbefristeten Krankenurlaub schicken, die mit dem Korrekturlesen der Karten zu diesem Spiel beschäftigt waren. Wir von Roachware wünschen ihnen gute Besserung und hoffen, der behandelnde Arzt, Dr. psych. Rudolph Beck-Dülmen, kann ihnen schnell helfen

Alles in allem gilt auch für dieses Set, was ich bereits für das Spiel an sich schrieb: Tentakel hoch!

Hersteller

Fata Morgana Spiele

Vertrieb / Produktion

Abacusspiele

Sprache d. Spiels

Deutsch

Autor Urs Hostettler
Spieler

2-10 (ideal: 5-8)

Denken

10

Glück

3

Geschicklichkeit

0

Preis ca.

13 € empf. Verk., im Handel (z.B. Amazon) teilw. schon unter 10 € erhältlich.


Und nun zum angekündigten Sonderangebot: Nur am heutigen Tage (also dem Tag der ersten Veröffentlichung dieser Besprechung) haben alle Interessenten die Gelegenheit, ein Exemplar dieses neuen Kartensets für einen unglaublich günstigen Preis zu erwerben. Für nur 1 Euro und 4 Cent (plus Porto/Verpackung) kann sich jeder eine Schachtel mit diesem neuesten Set zulegen. Die Bestellungen können natürlich nicht unbegrenzt sein: maximal 3 Exemplare pro Bestellung sind möglich.

Bestellen kan man mit einer e-mail. Sie erhalten dann in den nächsten ein, zwei Tagen eine e-Mail in der das weitere Prozedere mitgeteilt wird. Zur Bestimmung der Versandkosten (die Spiele werden schließlich nicht in Deutschland hergestellt) bitte im Formular angeben, wie viele Exemplare für welche Adresse bestellt werden sollen.

Wann war das?

Anno Domini

In relativ unscheinbaren Kartondosen kommt ein Spiel von Fata Morgana und Abacus Spiele daher, das es in sich hat. Anno Domini ist ein Spiel, in dem es darauf ankommt, historische Ereignisse (einigermaßen) richtig einzuschätzen.

Es gibt inzwischen 19 verschiedene Themensets mit jeweils 336 Karten zu einem Thema. Wobei die Themen weit gefasst sein können: Unter "V.I.P.“, "Kirche und Staat“ und "Erfindungen“ kann man sich leicht noch etwas vorstellen, aber dass es bei "Spiel des Jahres“ um mehr geht als nur darum, wann ein bestimmtes Spiel erschienen ist, mag noch einleuchten – 336 Karten wären sonst schon etwas viel. Aber dass zum Beispiel die erste Windhunderennbahn mit einem künstlichen Rasen (zum Spiel Greyhounds, aiuf der Auswahlliste 1986) auftaucht, überrascht dann doch.

Die Aufmachung ist schlicht. In eine nicht sonderlich stabile Kartonschachtel passen gerade eben die 336 Karten und die Spielregel (etwas höher und etwas schmaler als DIN A 4, ein Blatt, zweiseitig bedruckt. Wenn man alles wieder in die Schachtel zurück stecken will, wird der Raum schon etwas knapp. Auf den Karten steht auf einer Seite in schwarz ein Ereignis (Beispiel: Mike Tyson wird im Hollywood Was Museum umgestellt – in die Horror-Abteilung, neben Hannibal Lector), auf der anderen in der Farbe des Themensets die Jahreszahl (hier: 1997 Nach seinem Ohrbiss im Schwergewichts-WM-Boxkampf gegen Evander Holyfield). Einzige Ausnahme ist die Kartenserie 'Münzen‘, die aus 65 Text-Ereignissen und 280 Bildern von Münzen besteht, wobei es dann um das Prägejahr geht.Außerdem ist auf beiden Seiten noch ein Symbol, das den Themensatz andeutet.

Dieses Symbol dient dazu, ggfs die Kartensets nach dem Spiel wieder zu trennen. Es ist nämlich ohne weiteres möglich, mehrere Kartensets für ein Spiel zusammenzulegen.

Wer jetzt denkt, dass es unmöglich ist zu wissen, in welchen Jahren solche, zum Teil sehr abstruse, Ereignisse geschehen sind, hat recht. Es geht in diesem Spiel aber auch nicht um das sture Abfragen von Wissen.

Jeder Mitspieler erhält neun Karten mit Ereignissen. Die schwarze Seite gehört nach oben, die farbige Seite sollte auch kein Mitspieler sehen. Eine weitere Karte wird auf den Tisch gelegt, dann loegt jeder Spieler der Reihe nach ein Kärtchen in die Reihe, wobei er auf die richtige zeitliche Abfolge achtet. Wenn also zum Beispiel Karten zu den Jahren 1312 und 2001 ausliegen, und ich habe eine Karte zum Mittelalter, kann ich ziemlich sicher sein, dass sie zwischen die beiden ausliegenden karten gehört. Aber Achtung: manche Karte beschreibt etwas anderes als man zunächst denken könnte. Die "erste nachgewiesene atomare Kettenreaktion“ fand zum Beispiel bereits vor mehreren Millionen Jahren statt – die Sonnen lassen grüßen.

Wer an der Reihe ist, eine Karte in eine Zeitreihe einzusorteren, von der er/sie sicher ist, dass die Reihe falsch ist, darf diese Reihe anzweifeln. Dann werden die Karten umgedreht, und man prüft die zeitliche Reihenfolge. Wie bei Mäxchen gibt es hier zwei Möglichkeiten:

  • Wenn die Reihenfolge stimmt, nimmt der Zweifler sich zwei neue Karten, die ausliegendaen Karten werden weggelegt, und eine Karte vom Stapel kommt in die Mitte. Der nächste Spieler nach dem Zweifler ist an der Reihe
  • Wenn die Reihenfolge nicht stimmt, erhält der letzte Spieler vor dem Zweifler drei Karten, die ausliegendaen Karten werden weggelegt, und eine Karte vom Stapel kommt in die Mitte. Dann darf der Zweifler eine Karte auslegen.

So geht das so lange weiter, bis jemand alle Karten losgeworden ist. Der nächste Spieler kann die Auslage noch anzweifeln (und wäre dumm, wenn er es nicht täte), aber wenn die Reihenfolge sich als korrekt erweist, hat der Spieler gewonnen, der seine Karten losgeworden ist.

Wichtig ist hierbei, dass man sich die bereits vorliegende Reihe zu eigen macht, wenn man eine neue Karte anlegt. Fehler, die jemand anderes eingebaut hat, können einem auf diesem Wege auch zum Problem werden.

Manchmal steht auf der Jahreszahl-Seite auch noch eine zusätzliche Erklärung, die aber nicht zum Spiel direkt beiträgt. Es gilt auch iommer nur die Jahreszahl, zwei Ereignisse aus 1989 sind gleichwertig, auch wenn das eine im Januar und das andere im September geschehen sein sollte. Steht statt der Jahreszahl eine Zeitspanne (1903-1907, 4. Jh. oder so) gilt die Karte für den ganzen Zeitbereich. Die 1903-1907-Karte dürfte also vor oder nach einer 1904-Karte liegen. Falsch wäre dennoch eine Reihe 1906 / 1903-1907 / 1905. 'um' bezeichnet hierbei eine Zeitspanne von +/- 5 Jahren um das genannte Jahr herum.

Man muss die Jahreszahlen also nicht auswendig wissen, wenn man die Ereignisse nur einigermaßen gut einschätzen kann. Dass ein Römischer Kaiser gelebt hat bevor Adenauer Bundeskanzler wurde, sollte beispielsweise auch ohne die Jahreszahlen eindeutig sein.

Das Spiel ist recht kurzweilig, und kann auch leicht (durch Wahl von mehr / weniger Karten) verlängert oder verkürzt werden.

Natürlich steht und fällt das Spiel mit der Richtigkeit der Jahreszahlen. Es ist daher lobensert, dass hier Errata und Anmerkungen zu den einzelnen Serien zu finden sind.

Die rund 13 Euro eVK für das Spiel (je Kartensatz, aber man braucht nur einen, wenn auch mehrere schöner sind mir selber gehören nur mit VIP und Sex&Crime zwei, nehme aber Geschenke gerne entgegen ;-), immerhin habe ich schon eine ganze Reihe Kartensets spielen können) sind gut angelegt, das Spiel lohnt auch als Abendfüller.

Hersteller

Fata Morgana Spiele

Vertrieb / Produktion

Abacusspiele

Sprache d. Spiels

Deutsch

Autor

Urs Hostettler

Spieler

2-10 (ideal: 5-8)

Denken

10

Glück

3

Geschicklichkeit

0

Preis ca.

13 € empf. Verk., im Handel (z.B. Amazon) teilw. schon unter 10 € erhältlich.