Tag Archiv für Giochix

Wie zivilisiert hätten wir’s denn gern?

Historia

KistoriaAufbauspiele, die den geschichtlichen Fortschritt und die Entwicklung von Zivilisationen zum Thema haben, gibt es schon eine ganze Reihe. Einen interessanten Ansatz bietet Historia von giochix – bei diesem Spiel für bis zu 6 Spieler wird der sonst ja oft immer geschimpfte Faktor Glück doch recht weit weggeschoben.

Schauen wir erst mal in die (recht voluminöse) Spielschachtel, darin befinden sich:

  • 1 großer Spielplan
  • 54 Machtwürfel (Holz, 6 verschiedene Farben)
  • 48 Weltwunderkarten (gute Kartenqualität)
  • 12 Ereigniskarten
  • 18 Anführerkarten
  • 16 Gebietsplättchen (stabiler Karton)
  • 60 Aktionskarten
  • 35 Beraterkarten
  • 7 Zivbotkarten
  • 2 Zeitmarker (Pöppel)
  • 6 Matrixmarker (Holzscheiben in 6 Farben)
  • 6 Übersichtstafeln
  • 12 Siegpunkt- und Reihenfolgemarker (Holz, in 6 Farben)
  • Die Spielanleitung in Englisch, Deutsch und Italienisch

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Sieben – Fünf – Drei

romoloRomolo o Remo?

753 – Rom kroch aus dem Ei. Dieser uralte Merkvers zur Gründung des ewigen Rom ist heutzutage leider ein wenig in Vergessenheit geraten. Vielleicht ist auch die Tatsache ein wenig daran schuld, dass es zwei grundverschiedene Versionen der Gründungsgeschichte gibt: Die beiden ausgesetzten und von einer Wölfin aufgezogenen Jungen Romulus und Remus gerieten über den genauen Ort, wo sie ihre Stadt gründen wollten, in Streit. Nachdem Remus über die provisorischen Mini-Mäuerschen sprang, die die Stadt Romulus' begrenzten, uferte der Streit aus, denn die Mauern einer Stadt, egal wie hoch, galten als heilig. So erschlug dann Romulus den Remus.

Im Spiel Romolo o Remo? von Giochix geht es ebenfalls um die Statdgründung, allerdings unter etwas anderen Vorzeichen. Die beiden Brüder, sowie die Könige von Antemnae und Crustumerium wetteifern darin, eine möglichst lebensfähige Stadt zu bauen. Dazu gehört nicht nur, die Bevölkerung ernähren zu können und ihr Arbeit zu bieten, sondern auch sich nötigenfalls zur Wehr setzen zu können, wenn die Konkurrenten den Wettstreit mit einer 'geschliffenen Fachdiskussion' beeinflussen wollen.

Finanziert wurde das Spiel übrigens über eine Corwdfunding-Kampagne bei der SpieleSchmiede.

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Tagebau

forplaThe Forgotten Planet

Wenn man der Science Fiction glauben darf, ist Energieknappheit eine universale Konstante. Nicht einmal die Flotte der LFT bei Perry Rhodan, die ja mit dem Hypertropzapfer, dem Nug-Schwarzschild-Generator und dem Daellian-Meiler scheinbare unbegrenzte Energie zur Verfügung haben, können sich immer darauf verlassen, dass die Energie auch gerade gewonnen werden kann. Andere Science-Fiction-Universen haben es da noch schwerer. Gut, dass es da alternative Energiekristalle gibt, die auf weit abgelegenen Planeten gefördert werden können – wenn man sich ihrer bemächtigen kann und nicht von Konkurrenten dass Wasser abgegraben bekommt.

Genau um dieses Problem geht es bei The Forgotten Planet: Auf einem lange vernachlässigten Planeten wurden Energiekristalle in rauen Mengen gefunden. Und wie 1849 in Amerika auf der Suche nach Gold, entspinnt sich ein Kampf zwischen den schnellsten, wer die Vorräte abbauen kann.

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Seebär und mehr

saloceUpon A Salty Ocean

Rouen ist heute eine eher kleine französische Stadt mit laut letzter Zählung gut 100.000 Einwohnern, hat aber eine große Geschichte. Die Stadt – die Städtepartnerschaften mit u.a. Uelzen und Hannover unterhält – war Anfang des 16. Jahrhunderts ein sehr wichtiger Hafen für Frankreich, obwohl die Stadt 80 km landeinwärts liegt.

In dieser Zeit spielt auch das Spiel Upon A Salty Ocean des italienischen Verlages Giochix. Das Spiel wurde bei Erscheinen vor allem wegen des Aussehens gelobt – das Spielbrett ist wunderschön, das sonstige Material größtenteils auch.

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Alternative Diplomatie

One More Barrel

Krieg ist die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln. Diese, meist Carl von Clausewitz zugeschriebene, Aussage scheint auch heute noch ihre Gültigkeit zu haben. Aber leider wird Krieg nicht nur zur Auflösung verfahrener diplomatischer Probleme verwendet, sondern auch ganz unromantisch zum Erwerb zusätzlichen Reichtums. Dabei ist es dann auch völlig unerheblich, ob man Soldaten, Söldner oder auch Sicherheitsdienste einsetzt.

Viele historische Kriege wurden nach ihrem Abschluß das Thema von Spielen – meist CoSims (Conflict Simulation Games, in anglophonen Ländern auch als Wargames bezeichnet, abder dieser Begriff ist hierzulande eher verpönt) oder Tabletops. Eher selten gelingt ihnen der Sprung aus dem Sandkasten auf den 'normalen' Spieltisch – Ausnahmen wie Diplomacy oder Risiko (letzteres ohne historischen Hintergrund) bestätigen hierbei die Regel. Dennoch versucht der italienische Verlag Giochix, mit einer Satire genau diesen Spagat.

One More Barrel – der Titel des Spiels ist Programm. Natürlich, wie sollte es auch anders sein, geht es hierbei nicht um Wein- oder Olivenfässer, sondern um Öl. Oder, mit den Worten der Spielanleitung:

Erfindet einen Grund, um ein ölreiches Land zu überfallen, macht alle Welt glauben, dass eure Maßnahmen legitim sind und im Namen von Freiheit und Gerechtigkeit geschehen und versichert euch der Unterstützung der Medien, indem ihr lange Zeit falsche Informationen verbreitet: Schon habt ihr die Formel, um so reich zu werden, wie ihr es euch in euren wildesten Träumen nicht ausmalen könnt. Zum Glück ist dies nur ein Spiel, im wirklichen Leben würde so etwas ja niemals passieren!

Jeder Spieler stellt den Regierungschef eines westlichen Staates dar. Offiziell will dieser Staat Massen von Waffen vernichten, die in einem schurkischen Staat versteckt sein sollen, und so dem internationalen Terrorismus ein Schnippchen schlagen. Hierfür werden Truppen losgeschickt, um das Ziel in die Tat umzusetzen.

Natürlich existieren keine Massen von Vernichtungswaffen, denn die wurden nur erfunden um der Öffentlichkeit den Krieg schmackhaft zu machen. Es geht in Wirklichkeit darum, die Provinzen des überfallenen Landes zu erobern, das dort lagernde Öl zu stehlen (denn das Land produziert davon eine Menge), und so viele Aufträge für den Wiederaufbau wie möglich an die eigenen Firmen zu verteilen. Wer am Ende das meiste Geld hat, gewinnt. Wie schon gesagt, eine Idee ohne jeden Bezug zur Realität.

Außerdem stellt jeder Spieler eine der (später im Spiel auftretende) Rebellengruppe dar, mit der er die Anstrengungen der Mitspieler behindern kann.

Das Spiel läuft in drei Phasen zu je vier (im Dreipersonenspiel evtl. auch fünf) Spielrunden ab, wobei jede Phase ein wenig anders abläuft:

  • Phase 1: Invasion. Die nationalen Truppen kämpfen gegen die Truppen der Spieler, es wird nur wenig Öl produziert
  • Phase 2: Guerrilla. Die nationalen Truppen leisten so gut wie keinen Widerstand mehr, es ist leichter Gebiete zu erobern, die Ölproduktion steigt. Allerdings betreten jetzt die Rebellen die Bühne und verüben Anschläge.
  • Phase 3: Übergangsregierung. Sie wird eingesetzt, unterstützt die Ölproduktion, behält aber einen Teil der Produktion für sich selbst. Rebellen sind immer noch aktiv.

In jeder Runde hat man zwei Aktionen, wobei manche Aktionen nur eine begrenzte Anzahl mal per Runde insgesamt durchgeführt werden dürfen. Die Reihenfolge, in der die Spieler dies tun, wird zu Spielbeginn ausgelost, später ist sie abhängig von den Aktionen der Vorrunde(n)

Es gibt eine ganze Reihe von Aktionen, aus denen man wählen kann:

  • Bestechung der Massenmedien – dies verbessert die Stimmung der Bevölkerung gegenüber dem Spieler.
  • Truppen und Nachschub kaufen und/oder bewegen
  • Bauaktionen, das sind Erwerb von Militärgebäuden, Einfluß oder Verträgen mit Nachschub
  • Erwerb von Geld
  • Wahl der Spielreihenfolge: man kann sich (wenn dies noch niemand getan hat) für die folgende Runde an die erste Stelle der Spielreihenfolge setzen, ansonsten an die erste freie Stelle. Dies kostet allerdings eine Aktion, so dass man sich dies ernsthaft überlegen muss.
  • Produktion von Öl
  • Erheben von Steuern im Heimatland, was die Unzufriedenheit zuhause zwar erhöht, aber kurzfristig Bargeld in die Kassen bringt

Wie effektiv die Maßnahmen sind, ist abhängig davon, ob und wie oft sie bereits in der Runde ausgeführt worden sind. Es ist also schon interessant, eine frühe Reihenfolge in der Runde zu erhalten. Die Spieler, die sich für keine Reihenfolgeposition entschieden haben, folgen (in ihrer alten Reihenfolge) nach den Spielern, die diese Option gewählt haben.

Beim Spiel muss jeder Spieler eine ganze Reihe von Dingen im Auge behalten: je nachdem, wie viele Truppen er im Land einsetzt, erhält er einen höheren oder niedrigeren 'Pazifismuwert' (eigentlich Kriegstreiberwert, denn ein höherer Wert bedeutet mehr Militäreinsatz), der am Spielende als negativer Geldbetrag in die Abrechnung eingeht. Auch muss man in jeder Runde einen Betrag zahlen, der abhängig vom Pazifismuswert ist, und der im Endeffekt die Unterhaltskosten für die eingesetzten Truppen darstellt.

Die Bevölkerung des besetzten Landes wehrt sich natürlich gegen die Besatzer, wobei die Effektivität und die Methoden in den drei Phasen unterschiedlich aussehen.

Bei der Ölproduktion muss man beachten, dass man nur eine bestimmte Menge in jeder Runde nach Hause verschiffen kann und auch nur eine begrenzte Lagermöglichkeit besteht. Außerdem muss eine bestimmte Menge Nachschub in der Provinz vorhanden sein, und die Ölproduktion kostet eine bestimmte (kleine) Menge an Nachschub.

Zusätzlich wird in der Phase der Übergangsreierung zusätzliches Öl produziert, von dem einen Teil aber die Übergangsregierung einsteckt. Schlimmer noch: diese Produktion ist verpflichtend, man muss also darauf achten, dass genug Nachschub in den Provinzen sind um die Produktion am Laufen zu halten, ansonsten verliert er Einfluss bei der neuen Regierung.

Von diesem durch die Übergangsregierung eingesackten Öl werden bei Spielende wiederum 2/3 an die Spieler ausgeschüttet, die den meisten Einfluss bei der Regierung haben – es lohnt also doppelt darauf zu achten, dass die verpflichtete Produktion durchgeführt werden kann.

Bei Spielende wird dann das gesamte restliche Öl verkauft, die Verträge in Geld umgesetzt, sowie die Pazifismus-Strafe bezahlt. Wer dann das meiste Geld hat, hat gewonnen.

Das Spiel spielt sich in weiten Bereichen wie ein Cosim, hat aber durch das Spielziel Geld einige Überraschungen auf Lager, das das Erobern von Provinzen eben nur ein Mittel zum Zweck ist. Es ist kein Spiel für Gelegenheitsspieler, sondern für erfahrene Spieler.

Das Spielmaterial ist gut, es sind Holzpöppel, das Spielbrett ist stabil und haltbar, das Regelheft (Deutsch, Englisch, Italienisch und Französisch) ist qualitativ hochwertiges glänzendes Papier, das ebenfalls nicht leicht kaputt zu kriegen ist. Allerdings dürfte die angegebene Spieldauer von 90 Minuten etwas niedrig geschätzt sein: auch Experten werden wahrscheinlich eher 2 Stunden beschäftigt sein.

Das Spielthema kann natürlich bei manchen für Mißmut sorgen, aber das dürfte eingeplant sein. Im Endeffekt ist es aber kein Kriegsspiel, sondern eine bitterböse Satire, die ihre Kritik vielleicht schon etwas zu direkt äußert: der Spielplan sieht nicht nur aus wie ein bekanntes Land im Nahen Osten, auch die Städtenamen sind sehr eindeutig. Dass das Spiel die Entwicklung während der letzten Jahre in o.g. Land widerspiegelt, dürfte daher auch nicht sehr überraschen.

Wenn man aber das Thema als solches akzeptieren kann, ist das Spiel allerdings abwechslungsreich – durch die drei Phasen, in denen ähnliche Dinge teilweise unterschiedliche Ergebnisse haben, stellt sich nicht schnell ein 'kenn ich schon‘-Effekt ein – und hat auch einen hohen Wiederspielwert. Vor allem wird man erst einmal einige Spiele nötig haben, bis man abschätzen kann, ob sich der Verzicht auf eine Aktion in einer Runde lohnt, wenn man dafür in der folgenden Runde früher und damit effektiver an der Reihe ist. Alles in allem ein Tip nicht nur für Spieler von Cosims.

Noch ein Tipp: Preisvergleiche lohnen sich, ich habe das Spiel bei anderen Anbietern für ca. 10 Euro mehr gesehen. Vielleicht findet jemand es noch billiger ;-)

Hersteller Giochix
Autor Michele Quondam
Spieler 3-5
Denken 7

Glück 4
Geschicklichkeit 0
Preis ca. 36€ (u.a. bei Spiele-Offensive)