Thud
Spiele, die auf Büchern, Filmen, Anime-Serien oder ähnlichem beruhen, sind meist ziemlich uninteressant bis schlecht. Glücklicherweise gibt es aber auch Ausnahmen. Eine solche Ausnahme ist Thud, das auf den Scheibenwelt-Büchern von Terry Pratchett basiert. Man muss die Bücher allerdings nicht kennen, das Spiel ist als abstraktes Denkspiel einzuordnen.
Was erhält man, wenn man 32 Zwerge und 8 Trolle addiert? Genau: ein großes Problem. Und um genau dieses Problem geht es in Thud. Zwei 'Armeen‘, die eine bestehend aus 32 Zwergen, die andere aus 8 Trollen, treffen aufeinander, und versuchen, sich gegenseitig vom Feld zu räumen.
Zu Beginn des Spiels befinden sich die Zwerge an den Außenrändern des achteckigen Feldes, während die Trolle eine defensive Position in der Mitte aufgesucht haben. Mit völlig unterschiedlichen taktischen und strategischen Mitteln versuchen sie nun, sich gegenseitig aus dem Kampf herauszuhauen.
Es mag auf den ersten Blick seltsam wirken, angesichts der allgemeinen Vorurteile gegenüber Zwergen, aber sie sind nun einmal viel schneller als Trolle. Dies äußert sich in Thud darin, dass sie wesentlich schneller und weiter ziehen als ihre steinernen Gegner. Zwerge haben eine grundsätzlich unbegrenzte Reichweite (wie die Dame im Schachspiel), sie können nur nicht über andere Spielsteine springen. Trolle bewegen sich dahingegen langsam, und können nur dann größere Entfernungen zurücklegen, wenn mehrere Trolle zusammenarbeiten und einen Troll anschieben.
Ihre Schnelligkeit bezahlen die Zwerge allerdings mit einer wesentlich größeren Verwundbarkeit — ein Troll kann in einem Zug ohne weiteres bis zu sieben Zwerge auf einmal ausschalten, während die Zwerge nur nach einiger Vorarbeit überhaupt daran denken können, einen Troll erfolgreich anzugreifen.
Im Endeffekt ist es ausreichend, wenn ein Troll sich neben einen Zwerg bewegt, um diesen auszuschalten (der Troll langt einmal mit seiner Keule zu (den Helm des Zwergen treffend), und der Zwerg wird mit klingelnden Ohren vom Feld getragen. Ein kleines, aber nicht unlösbares Problem ist es, dass der Troll sich bewegen muss, um einen Zwerg treffen zu können (wenn die kleinen Quälgeister um seine Knie herumwuseln, sieht er sie sonst gar nicht). Deshalb kann ein Troll auch nur maximal sieben Zwerge ausschalten — auf dem achten Feld hat er vorher gestanden (oder er wurde über dieses Feld hinweg geschoben).
Zwerge können hingegen die harten Trolle nur beeindrucken, indem sie in konzertierter Aktion einen der ihren auf einen Troll werfen, der den Troll dann im Solarplexus trifft. Hierdurch verliert der Troll alles weitere Interesse an den Geschehnissen und wandert davon.
Durch die unterschiedlichen Bewegungs- und Schlagoptionen sind die Taktiken auch sehr unterschiedlich — die Kämpfe sind dennoch in etwa ausgeglichen. Bei Anfängern scheint es, dass eine Seite Vorteile hat, aber wenn man tiefer in das Spiel einsteigt, stellt man fest, dass die Vorteile ziemlich ausgewogen sind.
Außerdem besteht eine Partie — wie auch so mancher unglückliche Streiter aus vergangenen Zeiten — aus zwei Teilen. Nachdem ein Kampf stattgefunden hat, tauschen die beiden Spieler die Rollen, und versuchen sich an den gegenteiligen Rollen. Mit einer einfachen Rechnung wird ermittelt, wer nach den beiden Teilen ein besseres Ergebnis erreicht hat.
Mein Exemplar ist die Version von The Cunning Artificers, also die erste Produktion. Inzwischen wird Thud von Mongoose Publishing herausgegeben, was an einem neuen Design der Box erkennbar ist. Beide Versionen haben sehr schön modellierte Steine, es gab sogar eine Luxusausführung mit unterschiedlichen Zwergen und Trollen, die aber viel teurer war.
Thud ist ein Spiel, das einen hohen Wiederspielfaktor besitzt. Man braucht lange, bis man die verschiedenen Möglichkeiten der beiden Seiten begriffen hat und gut einsetzen kann, und jede Partie läuft anders ab, obwohl Glück hier keine Rolle spielt.
Auf der Webseite zum Spiel kann man es auch on-line spielen, sowohl 'live' als auch als forenbasiertes Spiel.