Old Men of the Forest
Die "alten Herren aus dem Wald“ sind ein Name, mit dem Orang-Utans gelegentlich bezeichnet werden. Diese Bezeichnung führt sich zurück auf den malaiischen Namen, bestehend aus den Worten 'Orang' (Mensch) und 'hutan' oder 'utang' (Wald). Leider sind beide Arten (Sumatra- und Borneo-Orang-Utans gelten als zwei eigenständige Arten) vom Aussterben bedroht, auch wenn es gerade für diese 'sanften Riesen' Rettungspläne und -organisationen gibt. Zum Beispiel gibt es die Urangutan Foundation UK, zu deren Treuhändern unter anderem auch der bekannte Schriftsteller Sir Terry Pratchett gehört.
Der Englische Verlag Treefrog Games hat zu diesem Thema ein Kartenspiel herausgebracht, mit dem gleichzeitig auch die Arbeit der Urangutan Foundation UK unterstützt wird. Nachdem es auf der SPIEL verkauft wurde, ist es jetzt auch über den Webshop von Treefrog Games erhältlich. (Bevor jetzt Fragen kommen: ja, auch Roachware hat dieses Spiel ganz normal voll bezahlt – anders als die meisten anderen Spiele, von denen uns Rezensionsexemplare entweder kostenfrei oder zu einem ermäßigten Preis angeboten werden, fanden wir es sinnvoll, in diesem Fall den vollen Preis zu zahlen: das gute Ziel ist auch uns wichtig.)
Die Schachtel ist klein, aber gut gefüllt: 50 'Spielerkarten' und 16 Orang-Utan-Karten. Die Spielerkarten gibt es in 5 'Farben‘: Dollar, Fahrzeug, Banane, Wald und Abholzung, jeweils in den Zahlenwerten von 1 bis 10. Die Orang-Utan-Karten zeigen Orang Utans (Überraschung), wobei die Karten mit steigendem Alter der abgebildeten 'alten Männer' auch mehr Siegpunkte wert werden. Die Karten haben normale Qualität, aber gerade die Orang-Utan-Karten sehen auch sehr schön aus – die Zeichnungen von Mike Atkinson und das Design von Solid Colour sind nicht nur treffend sondern auch stimmungsvoll.
Das Spiel verläuft relativ einfach, sorgt aber dennoch für Kopfzerbrechen: es ist ein Stich-Kauf-Spiel. Was ist das: zunächst einmal werden die Spielerkarten gemischt an die teilnehmenden Spieler verteilt – in den Spielregeln ist es nicht ganz deutlich, aber es ist wohl so gedacht, dass bei vier Spielern nur vier Kartenfarben verwendet werden sollen (bei drei Spielern entsprechend nur drei, zu dritt ist das Spiel aber sehr glücksabhängig), wobei wohl die 'Abholzungskarten' auf jeden fall dabei sein sollten. Die Orang-Utan-Karten werden ebenfalls gemischt und die obersten drei Karten ausgelegt. Dann spielt jeder Spieler eine Karte von der Hand, wobei Farben hier nicht bedient werden müssen. Wer die höchste Karte ausgespielt hat, gewinnt den Stich – und nimmt sich eine der Karten, die die anderen Spieler abgelegt haben. Dann erhält auch der Spieler mit der zweithöchsten Karte eine der Karten der anderen Spieler. Hierbei ist dann allerdings die Höhe der genommenen Karten nicht mehr wichtig, es geht dann nur noch um die Kartenfarbe. Allerdings muss man auf jeden Fall als erster / zweiter eine Karte nehmen, auch wenn nur Abholzungskarten verfügbar sind, die in der Endabrechnung mehr Minuspunkte bringen und die nicht für den Kartenkauf verwendet werden können.
Jeder, der eine Karte aus einem Stich erhalten hat, darf nämlich anschließend eine der drei ausliegenden Orang-Utan-Karten kaufen. Auf den Karten steht jeweils, wie viele Karten von welchen Farben bezahlt werden müssen. Leider kann man 'überzählige' Karten aber nicht zurückhalten, um sie später zu verwenden: man bezahlt immer mit allen Karten, und nicht zum Kauf benötigte Karten werden anschließend unter die gekaufte Karte gelegt, wo sie bei der Endabrechnung als jeweils ein Minuspunkt (zwei für Abholzung) zu Buche schlagen. Man hat also sozusagen die 'Ressourcen' eingesetzt, und überzählige Ressourcen werden vergeudet, was zu Abzügen führt…
Nachdem beide Spieler, die eine Karte gewonnen haben, ihre Chance hatte, eine Orang-Utan-Karte zu kaufen, werden die Orang-Utan-Karten wieder auf drei aufgefüllt, und der nächste Stich wird gespielt.
Nach zehn Runden hat kein Spieler mehr Handkarten, und man kann die Punkte zusammenzählen: Punkte für die Orang-Utan-Karten, zwei Minuspunkte für jede Abholzung, die man nehmen musste, und ein Minuspunkt für jede überzählige Ressource, ob sie beim Kauf einer Orang-Utan-Karte überzählig war oder am Ende nicht eingelöst werden konnte. Die Punkte werden aufgeschrieben, und die Karten für die nächste Runde gemischt. Empfohlen werden zwei Spiele, man kann aber auch ein längeres Spiel spielen, indem man entweder vorher eine feste höhere Rundenzahl festlegt, oder ein Punktziel bestimmt.
Das Spiel ist richtig nett geworden, und dadurch, dass man die eigene Karte nicht nehmen kann, wenn man einen Stich gewinnt, ist man auch von den Mitspielern abhängig. Andererseits kann man, wenn man mitzählt, mit ein wenig Geschick seinen Mitspielern unerwünschte Karten zuspielen, oder 'taktisch' einen Stich verloren geben, weil man erwartet (oder mitgezählt hat), dass da wahrscheinlich nur Abholzungen gespielt werden. Von der Raffinesse her würde ich es daher ohne weiteres auf einem Niveau leicht über dem von Skat einordnen. Allerdings ist für den Anfänger am ehesten die Tatsache ein wenig ungewohnt, dass man die Farbe nicht bedienen muss – hieran muss man sich erst einmal gewöhnen.
Da die Gewinne aus dem Spiel komplett an die Orangutan Foundation UK gehen, hat man so nicht nur ein hübsches Spiel, das auch verknöcherte Stammtisch-Skatklopfer als Alternative interessant finden können, sondern auch noch etwas gutes für die Orang-Utans getan.
Hersteller | Treefrog Games |
Autor | Martin Wallace |
Spieler | 4-5 (drei möglich, aber abzuraten) |
Denken | 6 |
Glück | 6 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis | 12 € plus versand (2,50 € bei Treefrog selbst) |