Die wöchentliche Crowdfunding-Übersicht
Willkommen, Freunde der Wolke, zur neuen Crowdfunding-Übersicht. Im Anlauf zu Weihnachten sinkt die Anzahl der Projekte. Das scheint sich vor allem bei Kickstarter auszuwirken, wo ich dieses Mal sehr wenige Projekte finden konnte, während die Ausbeute bei den anderen Plattformen insgesamt ähnlich gut war wie in den letzten Wochen auch.
Drei noch laufende Projekte, die nicht in unser normales Œuvre passen, ziegen aber, wie sich die Geschäftswelt durch Crowdfunding verändert hat. Zum ersten möchte ich hier das Projekt für einen Windgenerator in Upper Pitforthie, Aberdeenshire, nennen. Finanziert bei Abundance Investment – eine Plattform, die ich normalerweise nicht besuche, weil man hier Kredite und Anteile von Firmen zeichnet, also nach einer gewissen Zeit Geld erhält und nicht Produkte. Das Projekt, das 2.175.000 Britische Pfund einsammeln will, hatte bereits nach einem Tag die erste Million beisammen. Kreditgeber sollen 12 % p.a. für den Kredit erhalten, bei einer festen Laufzeit von einem Jahr.
Das zweite Projekt hat ebenfalls eine politische Message. Und hatte ein sehr niedriges Finanzierungsziel. Das British Board of Film Classification, sozusagen das Gegenstück zur Freiwilligen Selbstkontrolle der Filmwirtschaft bei uns, beurteilt bereits seit 1912 Filme und entscheidet über ihre Freigabe – ohne diese dürfen britische Kinos einen Film nicht zeigen. Vorschrift ist aber auch, dass die 'Zensoren' den Film auch tatsächlich in seiner vollen Länge ansehen und beurteilen, ohne Schnellvorlauf und ähnliche Tricks. Das lässt das Board sich auch gut bezahlen: 101,50 GBP pro Film plus 7,09 GOB pro Minute.
Als Protest gegen diese Form der Zensur (anders als bei uns, wo ein nicht geprüfter Film auch ohne Kennzeichnung vertrieben werden darf, wenn er nicht Jugendlichen öffentlich zugänglich ist, dürfen Filme, die das Board ablehnt, in Großbritannien überhaupt nicht vertrieben werden) hat ein unabhängiger Filmemacher ein Projekt gestartet, mit dem die Zensoren verpflichtet werden sollen, Farbe beim Trocknen zuzusehen. Der Film soll ausschließlich eben aus einer ununterbrochenen Aufnahme einer Ziegelmauer bestehen, auf der Farbe trocknet. Wie lang der Film sein wird, hängt davon ab, wie viel Geld im Projekt eingezahlt wird – der Regisseur hat eine Aufnahme von 14 Stunden. Wenn unter 6057 GBP eingenommen werden sollte, kürzt er den Film entsprechend, kommt mehr Geld herein, wird er noch einmal neu aufnehmen müssen. Zur Zeit steht das Projekt bei 5.270 GPB, was einer Filmlänge von 12 Std., 8 Minuten und 59 Sekunden entspricht.
» Weiterlesen