Tag Archiv für Sphinx

Summen, Sojalinsen, Sphinxen, Sand und mehr


Neues zur Spiel

In zwei Wochen ist es ja schon so weit, die Messe Internationale Spieltage 2010 öffnet ihre Pforten am 21. Oktober für das interessierte Publikum. Man merkt es auch daran, dass inzwischen die Ankündigungen für neue Spiele in meiner Inbox eintreffen.

Da es jedes Jahr 'zig Spiele sind, die zur Spiel neu erscheinen (und noch viel mehr, die auf der Neuheitenshow gezeigt werden – 'neu' im Sinne der SPIEL sind alle Spiele, die seit der letzten SPIEL erschienen sind -, melde ich hier nur, wenn ich etwas neues von kleinen und neuen Herausgebern höre, und lasse die 'großen' Herausgeber einfach draußen vor. Dass die etwas neues haben, dürfte wohl als bekannt vorausgesetzt werden (und vielleicht mache ich kurz vor der Messe auch dazu noch eine Übersicht).


Soylent Games stellt seine Spiele zwar nicht, wie der Name andeutet, aus Soja und Linsen, und auch nicht – wie im Film – aus, äh, humanoiden Grundstoffen her, hat mit Interstellar Mayhem aber dennoch ein Spiel im SciFi-Genre angekündigt. Das Spiel, das mich bei Proberunden in einer frühen Betaversion (auf der RPC) ein wenig an ein "Frag im Weltraum“ erinnerte, wird hier das erste Mal verkauft, der Preis soll unter 40 Europ liegen (39,95 €).

Henning Poehl von Sphinx hat Im Bann der Mumie angekündigt, ein Spiel aus der Schwarzen Reihe, in dem eine von einer verfluchten Mumie bewachte Grabstätte ausgeraubt werden soll. Das Reich der SPiele hat ein Interview mit ihm, in dem das Spiel ein wenig erklärt wird. Auch gibt es dort einen Coupon, mit dem man einen Nachlass von einem Euro erhalten kann.

Gleich drei Spiele hat Cwali angekündigt. Corné van Moorssel hat mit Sun, Sea and Sand ein Resosurcenverwaltungsspiel um Freizeitorte am Meer, mit Summy ein Scrabble-artiges Rechenspiel und last but not least mit Tricky Safari ein Spiel um Tierfotos, das die schönen Porzellanfiguren (Minimals) aus Tricky Trek verwendet. Cwali hat auch schon die Preise bekannt gegeben, zu denen die Spiele auf der SPIEL verfügbar sein werden: SS&S 30,-, Summy 28,- und Tricky Safari 26,- Euro. Zwei dieser Spiele kommen auf 44,- Euro, und alle drei auf 50,-. Allerdings werden von Summy nur 501 Stück und von Tricky Safari nur 300 Exemplare verfügbar sein: wer zu spät kommt, hat Pech. Ob sie bei Erfolg noch einmal aufgelegt werden, ist noch nicht bekannt. (Man kann über e-Mail auch vorbestellen…). Und noch etwas: auf der Webseite steht es zwar nicht, aber in der Ankündigung teilte Corné auch mit, dass bei Ankäufen ab 40 Euro auch die Powerboats-Erweiterung gratis mitgegeben wird.

Und noch etwas: das alte Spiel Factory Fun von Cwali, das in der Originalauflage ausverkauft ist und für das bereits voriges Jahr auf der SPIEL Liebhaberpreise bezahlt wurden, kommt zurück. Allerdings nicht direkt von Cwali, sondern in einer Neuausgabe von Z-Man Games.

Last but not least hat Emma Games, alias Martyn F., angekündigt, dass es dieses Jahr leider kein neues Spiel von ihm geben werde, und dass Emma Games darum auch keinen Stand haben werde. Man könne allerdings die Spiele (mit Ausnahme des ziemlich teuren TWRS, das seinen Preis vor allem mit der wirklich luxuriösen Ausstattung begründet) allerdings bei Vertriebspartnern auf der Messe finden. Je nach Spiel muss man hierfür bei Z-Man Games, spielmaterial.de oder den Heidelbergern vorbeischauen – alle drei findet man in Halle 9.

Expurgatio

 
 
Die Exorzisten

Den Sphinx Spieleverlag darf man nicht verwechseln mit dem Verlag Sphinx, der zum Hause Bertelsmann gehört. Beide haben allerdings in ihrem Sortiment einen leichten Hang zum Esoterischen, was sich beim Spieleverlag in der sogenannten 'Schwarzen Reihe' äußert. In kleinen Spielen die ganz in schwarzweiß gehalten sind, werden hier esoterische, aber auch leicht morbide Themen verwendet. Dennoch sind diese Spiele in der Regel ganz interessant.

Eines des Spiele ist das Spiel Die Exorzisten, das letztes Jahr zur Spiel erschienen ist. Bis zu sechs Spieler spielen hier die Rollen von sechs verschiedenen Exorzisten, die alle nach eigenen Regeln versuchen, Besessene von ihrer Besessenheit zu heilen. Dabei stehen ihnen je nach Einstellung verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung, und ihre Ziele sind auch unterschiedlich. Während 'weiße' Charaktere versuchen, so viele Dämonen wie möglich zu vertreiben, sind 'dunklere Gestalten' eher daran interessiert, sie zu beherrschen. Wieder andere versuchen, eine ausgewogene Mischung von weißen und schwarzen Elementen zu erreichen…
In der kleinen Spieleschachtel findet man neben sechs (natürlich schwarzen) Würfeln 24 Charakterkarten (eine 'Ausweiskarte' und drei Karten mit Aktionen), 42 Dämonenkarten, 35 Recherchekarten und 9 Objektkarten.

Auf den Ausweiskarten steht die Siegbedingung für den jeweiligen Charakter ausgedruckt, damit man sie immer vor Augen hat. Die Dämonen haben einen Macht- und einen Widerstandswert. Die anderen drei Charakterkarten zeigen jeweils zwei Aktionen, von denen eine auf grauem (Aktion), die andere auf schwarzem Hintergrund (Reaktion) steht. Man sollte sich die Beschreibungen gut durchlesen, denn auch wenn die Optionen sich ähneln, unterscheiden sie sich zwischen den Charakteren manchmal in Details. Es kann jedenfalls böse enden, wenn man einfach davon ausgeht, dass den anderen Spielern die absolut gleichen Optionen gegeben sind.

Eine Spielrunde besteht aus sieben Phasen, die allerdings nicht alle stattfinden müssen:

Im ersten Schritt wählt jeder verdeckt eine Aktion (grauer Hintergrund), was er in der Runde tun will. Man kann einen Exorzismus ankündigen, man kann recherchieren, oder sich von den Strapazen der letzten Runden erholen. Jeder Spieler, der einen Exorzismus ankündigt, legt einen oder mehrere Dämonen aus, die es in dieser Runde zu exorzieren gilt. Rechercheure erhalten Recherchekarten, mit denen sie später Exorzismen unterstützen können, und beim Erholen kann man (je nach Würfelwurf) Dämonen an die eigene Auslage hinzufügen oder auch hieraus entfernen.

Im zweiten Schritt wird überprüft, ob diese Runde ein Exorzismus stattfindet: nur wenn mindestens eine Exorzismus-Karte ausliegt und mindestens ein Dämon die Besessene plagt (es ist möglich, dass im Laufe des ersten Schritts Dämonen auch wieder weggenommen werden), findet ein Exorzismus statt. Wurde ansonsten keine Exorzismus-Karte gespielt, erhält jeder Spieler einen Dämon, dessen schwarze Seite an die eigene Auslage hinzugefügt wird – die Macht des Bösen steigt. Wenn aber eine Exorzismusl-Karte gespielt wurde und kein Dämon ausliegt, geschieht gar nichts. Die Schritte 3 – 7 finden nur statt, wenn ein Exorzismus stattfindet.

Im dritten Schritt wählt jeder Spieler von den übrigen zwei Aktionskarten verdeckt eine Reaktion. Durch die Wahl der Aktion im ersten Schritt ist also immer eine Reaktion nicht möglich. Als Aktionen steht grundsätzlich eine Austreibung zur Verfügung, das sich Verstecken (oder das Drehen eines Heimvideos), sowie die Behinderung oder ein Bußgang.

Im vierten Schritt findet dann die Austreibung statt. Hierbei kann jeder, der im dritten Schritt eine Austreibungs-Reaktion gespielt hat, teilnehmen, außerdem können (nur) diese Spieler die Austreibung mit Recherche-Karten einfacher machen, Störer von der Polizei einkassieren lassen, andere Charaktere über psychologische Gutachten disqualifizieren und so weiter. Dann würfeln alls, die nicht versteckt sind, einen Würfel. Die Teilnehmer, die eine Exorzismus-Aktion gespielt haben, nehmen den vollen Wert, alle anderen den aufgerundeten halben Wert (also effektiv einen W3). Die Exorzismus-Würfel plus die Recherche-Boni und Charakterboni etc. müssne mehr ergeben als der Widerstand des Dämons plus ggfs. Störerwürfel, Charakterboni hierzu etc., damit die Austribung erfolg hat. Aber: nicht jeder Teilnehmer ist daran interessiert, dass sie Erfolg hat!

Nach jeder Austreibung werden die Dämonen auf die teilnehmenden Exorzisten verteilt. Hierbei darf/muss der Spieler, der die meisten Punkte zum Vertreibungsversuch beigetragen hat, als erster wählen. Erfolgreich vertriebene Dämonen liefern ihren Widerstandswert als Punkte des Guten, nicht erfolgreich vertriebene Dämonen liefern ihren machtwert als Punkte des Bösen. Da die Punkte immer obenan auf der Karte stehenh – links die Widerstandswerte, rechts die Machtpunkte – können die Karten so unter den Charakterausweis gelegt werden, dass man sofort sieht, wie viele Punkte der einzelne Spieler gesammelt hat.

Im fünften Schritt wird jetzt geprüft, ob ein Spieler seine Siegbedingungen erfüllt. Es ist ohne weiteres möglich, dass ein Spieler früher in der Runde die Bedingungen erfüllte, aber jetzt eben nicht mehr, weil er Punkte verloren hat, oder weil ihm ein ausgetriebener (oder auch nicht) Dämon die Auslage wieder 'zerschießt'.

Der sechste Schritt ist dann das 'Einkaufen'. Für jeden Charaklter gibt es eine Objektkarte, die nur er verwenden kann, außerdem gibt es drei allgemein nutzbare Karten. Für bislang nicht verwendete Recherchekarten kann man Objektkarten erwerben.

Im siebten und letzten Schritt werden dann die Aktionskarten wieder auf die Hand genommen, bevor die nächste Runde beginnt.

Das Spiel hat an zwei Stellen kleine 'Gotchas'. Zum einen sind die Aktionen, wie bereits gesagt, nicht gleichwertig. Beispiel: die Aktion 'Beten‘: hierbei wird ein Würfel geworfen. Je nach Charakter darf man bei einer 6 oder einer 5-6 zwei Dämonenkarten abwerfen, be einer 1 heisst es zwar immer 'Zweifel nagen an Dir' und es wird eine Dämonenkarte gezogen, aber diese kommt z.B. beim Houngan auf die Seite mit der Macht Gottes, beim Exorzisten auf die Seite des Bösen, beim Psychologen auf die Seite mit der höheren Punktzahl, bei der exkommunizierten Nonne auf die Seite mit der niedrigeren Punktzahl… Derartige kleine Unterschiede tauchen immer wieder auf, so dass man schon aufpassen muss, damit nicht etwas falsch getan wird.

Das andere Gotcha sind die begrenzten Objektkarten. Die Karte mit dem 'eigenen' Objekt ist sicher, aber gerade zu Spielbeginn wird man sich wohl eher auf die 'frei verfügbaren' Karten stürzen – was zum Nachteil derjenigen ist, die grundsätzlich immer einen Exorzismus benötigen: der Exorzist zum Beispiel darf für seinen Sieg keine bösen Machtpunkte haben, ist also zumindest zu Spielbeginn fast schon gezwungen, Exorzismen zu versuchen (die wiederum die Handkarten vermindern, mit denen er Objekte kaufen könnte…).

Das Spiel ist anscheinend nahezu ausgeglichen. In den Testspielen schnitten bei uns die 'ausgeglichenen' Charaktere ein winziges bisschen besser ab als die, die zum Sieg eine hohe Macht Gottes resp. weine hohe Macht des Bösen nötig haben. Die Unterschiede waren aber nur graduell. Die Spielregel enthält auf jeden Fall zwei Zusammenstellungen für 3 Spieler, die für ausgewogenere Ergebnisse sorgen.

A propos Spielregel: auf der Webseite von Sphinx Spiele ist auch eine Englischsprachige Version (PDF) verfügbar, wie auch die Textkarten, – allerdings ist ein Absatz in dern Spielregeln nicht übersetzt…

Wer von der Aufmachung her ein witziges Spiel erwartet (‚Achtung, dieses Spiel enthält zahlreiche furchtbare Dämonen….' – 'Achtung, dieses Spiel enthält Exorzisten, ein Kruzifix…‘), täuscht sich. Es ist ein sehr nettes Spiel mit starken Bid-n-Bluff-Tendenzen, das trotz Würfeln und Karten sehr wenig Glücksabhängig ist, sondern viel mehr davon lebt, wie gut man seine Mitspieler lesen kann und ihre Züge vorhersieht. Und zu dem Preis, zu dem man es erhalten kann, ist es ein Schnäppchen.

Hersteller Sphinx Spieleverlag
Autoren Henning Poehl
Sprache Deutsch
Spieler

3-6
Denken

7
Glück 5
Geschicklichkeit 0

Preis ca. 11,90 €