Tag Archiv für Zeichnen

Jubiläumsparty

Activity Original, 25 Jahre

ActivityManche Spieltypen erscheinen immer wieder in neuer Aufmachung, wobei oftmals ein allgemeines 'Grundrauschen‘, bei dem die Spiele mit gewissen zeitlichen Abstand erscheinen, durch kurze Perioden unterbrochen werden, in denen plötzlich eine ganze Reihe Spiele erscheint, bevor der Erscheinungsrhythmus wieder auf den üblichen niedrigen Stand zurückgeht. So erscheinen regelmäßig kleinere Sets Werwolf-/Mafia-Spiele, seit die Werwölfe vom Düsterwald erschienen sind (Ultimate Werewolf, Coup etc.), aber seit ein paar Monaten vergeht kaum eine Woche, in dem nicht ein neues Kickstarter-Projekt mit einem neuen Kartenset erscheint. Wahrscheinlich wird das in ein paar Monaten wieder vergehen.

Ein anderes Beispiel für eine solche kurzfristige Spitze gab es Ende der 80er Jahre mit Spielen, die Scharaden, Modellieraufgaben, Zeichenaufgaben etc. kombinierten. Damals fiel mir Ein Nilpferd in der Achterbahn als erstes auf, nicht viel später erschienen dann weitere Spiele desselben Typs wie Tabu, Pictionary (das in den USA deutlich vor dem Nilpferd erschienen war) oder auch Activity von Piatnik. Letzteres feiert laut Herausgeber dieses Jahr das 25. Jubiläum, und deshalb erscheint eine neue Auflage/Ausgabe des ursprünglichen Spiels.

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Wasndas?

ArtExpressArt Express

Auch Frankreich hat eine lebhafte Spieleszene, die viele interessante Spiele produziert, was sie auch jedes Jahr in Essen beweist. Vereinzelt sieht man dort auch Spiele aus Frankreich, für die man fließend Französisch sprechen muss – sei es, weil die Spielregel nur auf Französisch verfügbar ist, sei es, dass das Material selber Sprachkenntnisse voraussetzt.

Einer der in Deutschland bekannteren Verlage ist Le Joueur, von denen unter anderem Spiele stammen wie die von uns bereits rezensierten Hacker, Sandwich oder L’aventure c’est dur. Relativ lange haben wir gebraucht, um eine Testrunde für Art Express zusammenzubringen, aber irgendwann klappt alles. Endlich hatten wir einmal genügend Spieler mit guten Französischkenntnissen an einem Tisch…

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Das kommt mir japanisch vor – Kreaturen im TV

cryptidsCryptids TV

 

Aus Japan kamen schon viele interessante Spielkonzepte, aber eines wie dieses ist uns bisher noch nicht untergekommen. Wenn man die Schachtel öffnet, findet man zunächst einen Block und gleich 8 Kugelschreiber. Dann gibt es aber noch 40 Cryptiden-Karten und 40 Show-Karten, 8 Karten mit Rollenangaben, und einige Marker für Prime Time oder Mitternacht.

Die Karten sind in Japanisch und Englisch verfasst; unserem Spiel lagen Aufkleber in Deutsch und Französisch bei, die man auf die Karten aufkleben kann; außerdem eine deutsche Spielregel (die sogar ganz ordentlich übersetzt ist und nicht mit solchen Stilblüten wie viele andere gerade aus dem asiatischen Raum glänzt). Und last but not least ist noch eine kleine digitale Stoppuhr enthalten. Und was soll man nun mit diesem Material anfangen?

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Chinesische Faxen

SPEStille Post – Extrem

Jeder kennt wohl das Party- und Kinderspiel Stille Post – in Englisch und politisch unkorrekt auch bekannt als Chinese Whispers. Der Spielmechanismus ist nahezu überall in der Welt bekannt, und wird soziologisch verwendet, um die Degradation der Informationen in der Gerüchteküche darzustellen.

Wenn es um Informationen geht, ist aber das gesprochene Wort nur eines von mehreren Medien. Und hier setzt Stille Post – Extrem an, mit dem Ziel, eine ähnliche Informationsverwirrung hervorzurufen. Allerdings braucht man hier nicht zu flüstern, sondern wird das Zeichentalent gefordert.

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Knick in der Pupille

twistTwisted Eyes

Goliath aus den Niederlanden ist ein Verlag, der bislang bei uns im Blog nicht vertreten war. Das lag weniger daran, dass Goliath keine Spiele gehabt hätte, die wir besprochen hätten, sondern ganz einfach daran, dass wir ein Spiel natürlich nur rezensieren können, wenn wir es auch testen konnten – und dafür ist auf der SPIEL ganz einfach nicht die Zeit. Aber jetzt haben es zwei Spiele in die Redaktion geschafft, so dass wir sie auch rezensieren, getreu unserem inoffiziellen Motto: "If it’s a game, we’re game.“

Die Spiele von Goliath haben meist eine Menge Plastik, was aber an der Qualität nichts abtut. Das Angebot geht von echten Denkspielen wie Rolit bis hin zu Party- und Geschicklichkeitsspielen. Eher unter letztere fällt Twisted Eyes, ein Spiel bei dem man tatsächlich den im Spieltitel bereits angesprochenen Knick in der Optik kriegen kann – sehr zum Vergnügen der Mitspieler.

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Nicht nur montags

pictoPictomania

Spiele, in denen es ums Zeichnen geht, sind ja grundsätzlich nicht so neu, und dass dann jemand raten soll, was da gezeichnet wird, ist auch eher normal – aber hier hört Pictomania auch schon auf, standard zu sein.

Zwar soll hier gezeichnet werden, aber das eigentliche Spiel hat ansonsten eher wenig mit den Montagsmalern zu tun, denn hier zeichnen einerseits alle gleichzeitig, und versuchen auch gleichzeitig alle, alles zu erraten, als auch wird überhaupt nicht dazwischengebrüllt, sondern Tippkarten abgegeben.

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Beizeichner


Backseat Drawing

Out of the Box Games, der Amerikanische Verlag, der einfache Spiele produziert, die dennoch Tiefgang haben, hat schon immer im Portfolio auch ausgesprochene Partyspiele gehabt. Der Klassiker dürfte Apples to Apples sein, das hierzulande von Pegasus Spiele als Äpfel zu Äpfeln verkauft wurde, aber inzwischen an Mattel lizensiert wurde.

Aber Out of the Box Games wäre kein Spieleverlag, wenn sie nicht ihrem eigenen Produkt ernsthafte Konkurrenz machen würden. Backseat Drawing ist ein Spiel in bester Montagsmaler-Tradition, auch wenn mir so schnell keine Amerikanische Show einfällt, die das Montagsmaler-Prinzip umgesetzt hätte. Aber bei Backseat Drawing geht es um mehr als nur das gute Zeichnen eines Begriffes, den die Teammitglieder dann erraten müssen.

Der Titel ist bereits eine Andeutung des Spielprinzips. Wie der Backseat Driver, der als Beifahrer auf dem Rücksitz des Wagens sitzt, aber – zumindest klingt es so – den Wagen fährt, und nicht der tatsächliche Fahrer, gibt es hier einen ‚Backseat Drawer‘. Der zeichnet indirekt einen vorgegebenen Begriff: er sagt einem anderen Teammitglied, was er zeichnen soll. Natürlich darf er bei der Beschreibung, was zu zeichnen ist, keine Begriffe verwenden, die einen Hinweis darauf geben, was dargestellt werden soll: „ein Knauf“ wäre verboten, „an das Ende, das dem spitzen Ende gegenüberliegt, ein Kreis, der ungefähr doppelt so dick ist wie das Teil selber“ wäre zulässig.

Wie gesagt, spielt man das Spiel in zwei Teams, wobei beide ‚Direktoren‘ (also die Spieler, die die Anweisungen erteilen) gleichzeitig denselben Begriff zeichnen lassen. Das Team, das den Begriff zuerst benennen kann, erhält die Karte mit dem Begriff als einen Punkt; das Team, das zuerst sieben Punkte hat, gewinnt. Natürlich wechseln nach jeder gespielten Karte die Rollen von Direktor und Zeichner.

Das Material ist einfach und doch ausgefuchst. Es gibt zwei Zeichenbretter mit Plastiküberzug, trocken abwischbare Stifte (Whiteboard-Marker, die man auch im Schreibwarenhandel nachkaufen kann), trockene Schwämme (ebenfalls für Whiteboards geeignet), einen Kartenstapel mit zweimal 168 Begriffen und einen Kartenhalter, der gleichzeitig als Display Dienst tut.

Die Karten mit den gesuchten Begriffen sind beidseitig bedruckt. Auf der einen – gelben – Seite findet man relativ einfache Begriffe wie Schwert oder Saturn, auf der anderen – roten – Seite stehen schwieriger zu beschreibende und zu erratende Begriffe wie Suppe oder Seepferd.

Der Kartenhalter zeigt, dass Out of the Box Games nicht erst seit gestern im Geschäft ist, denn so einfach er wirkt, ist er doch sehr effektiv. Da beide ‚Direktoren‘ die Karte mit dem Begriff ansehen müssen, ist es manchmal unumgänglich, dass die Karte mehrfach angesehen wird. Würde dabei einfach nur die Karte hin und her gegeben werden, hätte man schnell Knicke oder Flecken auf den Karten, was die Eignung für das Spiel einschränken würde. Mit dem Karten-Displayhalter vermeidet man diese Probleme auf einfache Weise. Außerdem hilft der Displayhalter schon dadurch, dass die anzusehende Karte ein Stück tief hinter der Vorderkante steckt, dabei, ungewünschte seitliche Einblicke in den Kartenstapel zu behindern.

Auch über die Stifte hat man sich Gedanken gemacht, mehr sogar , als es den Anschein hat. Zum einen sind trocken abwischbare Stifte für so ein Spiel natürlich bequemer als beispielsweise nass abwischbare Folienschreiber (einmal ganz davon abgesehen, dass man versehentlich permanente Folienschreiber erwischen könnte). Vor allem wenn man Zeichenaufträge kriegt wie „zwei sehr langgestreckte Ovale, das eine im anderen. Jetzt ein großer Kreis, Durchmesser mehr als die Ovale breit sind, in der Mitte der Ovale zentriert. Wo die Ovale oben den Kreis schneiden, das Stück, das im Kreis liegt, wegwischen…“, ist man froh, wenn das so einfach geht. Und was tut man, wenn man am Ende des Spiels vergessen hat, die Bretter zu säubern? Nach einer gewissen Zeit ‚verewigen‘ sich die Striche auf den Brettern. Auch hier weiss Out of the Box Rat: in der FAQ wird empfohlen, bei einfachen Zeichnungen die Linien noch einmal mit Marker nachzuzeichnen, weil sie sich dann in der Regel wieder entfernen lassen, ansonsten möge man es mit Whiteboard-Reiniger oder Isopropylalkohol versuchen. Wer diese Whiteboardprobleme kennt, weiss, dass das tatsächlich die besten Optionen sind.

Leider bin ich mir bei den Zeichenbrettern nicht so sicher: sie machten auf mich einen weniger stabilen Eindruck. Wie gut sie bei häufigem Gebrauch standhalten, muss sich noch herausstellen.

Backseat Drawing ist kein Spiel für Leute, die beim Spielen ernst bleiben wollen. Lachen und Spaß stellen sich beim Spiel nahezu von selbst ein. Eine knappe halbe Stunde benötigt man normalerweise, um die sieben Punkte zu sammeln, die die Regeln vorgeben. Man kann das Spiel aber ohne weiteres auch auf mehr oder weniger Punkte spielen, es gibt genug Karten und Herausforderungen für einen ganzen Abend. Auch wird das Spiel nicht schnell langweilig, weil die Herausforderungen ständig wechseln und jeder an die Reihe kommt als Direktor oder Zeichner aktiv sein zu müssen.

Schön ist vor allem, dass anders als bei vielen Spielen, bei denen gezeichnet werden muss (zum Beispiel Pictionary, Das Nilpferd in der Achterbahn etc.) die Hemmschwelle des ‚aber ich kann doch gar nicht zeichnen‘ wesentlich niedriger ist: als Zeichner setzt man das um, was einem gesagt wird, als Direktor beschreibt man, was man will und zeichnet nicht selbst. Hierdurch kann man zwar immer noch nicht unbedingt besser zeichnen, aber die Ergebnisse sind gerade bei Leuten, die nicht zeichnen können, oftmals überraschend gut.

Backseat Drawing ist daher als Partyspiel uneingeschränkt empfehlenswert.

Hersteller Out of the Box Games
Autor Peggy Brown, Catherine Rondea
Spieler 4-10 (und mehr)
Denken 7
Glück 0
Geschicklichkeit 7
Preis ca. 24,99 € (im Pegasus-Webshop)