Die Glasstraße
…das gilt zumindest für Die Glasstraße, die Messeneuheit aus dem Hause Feuerland. In einer rechteckigen und wirklich vollgepackten Schachtel findet der Spieler sehr viel Material, das dieses simulieren soll:
- 1 Gebäudetafel
- 4 Landschaftspläne
- 4 Produktionstableaus – auf diesen müssen noch Zeiger montiert werden
- 4 Sätze a 15 Personenkarten
- 51 Landschaftsplättchen
- 24 große Waldplättchen
- 93 Gebäudeplättchen
- 40 Warenmarken aus Holz – diese werden vor dem ersten Spiel mit Aufklebern versehen
- 1 Startspielerkelch aus Karton
- die Spielanleitung
- 10 Ziplocktüten, um das ganze nachher zu verstauen
Die ganzen Pappteile müssen vor dem ersten Spiel aus Stanzbögen herausgedrückt werden, was aber gut zu bewerkstelligen ist; die Zeiger müssen mit den beiliegenden Pappringen und Kunststoffscheiben an den Produktionstableaus befestigt werden, was ein wenig Kraft erfordert, danach funktionieren sie aber sehr gut. Die Aufkleber für die Warenmarken sind alle auf einem Bogen und sind nicht mal notwendig, aber durchaus praktisch, wenn man sich nicht so merken möchte, welche Farbe für welche Ware steht. Die Qualität der Spielmarken ist sehr gut – stabiler Karton, angenehm griffig. Die Personenkarten haben auch eine gute Qualität. Kleines optisches Manko: Die Startpositionen für die Warenmarken auf den Produktionstableaus sind recht klein – ich kann sie erkennen, aber das galt nicht für alle Testspieler; allerdings sind sie im weiteren Spielverlauf nicht mehr wichtig.
Worum also geht es? Nun, jeder Spieler erhält einen Landschaftsplan, auf dem sich zunächst 2 Gruben, 2 Teiche, 2 Gehölze und jede Menge Wald befinden, sowie die drei Grundgebäude, die gegebenenfalls noch ausgebaut werden können. Allerdings ist insgesamt kaum noch Platz vorhanden, daher werden die Wälder wohl recht bald weichen müssen… auch die anderen Geländemerkmale können entfernt werden, sogar noch einfacher als Wälder, aber dafür sind sie normalerweise zu nützlich.
Des weiteren bekommt jeder ein Produktionstableau, auf dem zwei wichtige Dinge produziert werden – Glas und Ziegel. Diese sind für viele Gebäude, die man bauen kann, notwendig (allerdings gibt es auch Gebäude, die unveredelte Rohstoffe wie Holz und Lehm benötigen). Zu Beginn hat man noch weder Glas noch Ziegel, dafür aber einige Rohstoffe, und derer braucht man mehr. Wenn diese soweit mehr werden, dass kein Rohstoff auf der einen Seite der Zeiger auf 0 steht, werden diese weitergedreht – so wird automatisch produziert, da so die höheren Zahlen beim fertigen Produkt landen, die Zahlen bei den Rohstoffen aber sinken. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht kompliziert, ist es aber nicht – es funktioniert vielmehr sehr gut von alleine, allerdings muss man schon genau aufpassen, dass man nicht zu viele Rohstoffe in eine seiner Manufakturen liefert, denn produziert wird immer, wenn es geht – und wenn man auch andere Materialien für einen anderen Zweck braucht, muss man notfalls mal eine Bremse einbauen.
Wie bekommt man also die Rohstoffe, die man zur Produktion benötigt, und was macht man dann mit den Produkten? Hier kommen die Personenkarten ins Spiel, von denen jeder die gleichen 15 zur Verfügung hat. In jeder Runde (davon gibt es normalerweise vier) sucht man sich aus diesen 15 Karten 5 aus, die man auf die Hand nimmt, die anderen 10 spielen in der jeweiligen Runde nicht mit. Von diesen 5 Karten werden insgesamt dreimal je eine verdeckt gespielt, allerdings nacheinander, und der Reihe nach abgearbeitet. Jede Karte hat nämlich 2 Funktionen (und ggf. Kosten), und ob man eine oder beide nutzen kann, hängt davon ab, ob Mitspieler diese Karte auf der Hand haben, wenn man sie spielt, oder eben nicht. Hierbei zählt allerdings nicht eine verdeckte Karte – die ist ja nicht mehr auf der Hand, somit könnten im Idealfall alle Spieler dieselbe Karte anspielen, und haben sie dadurch exklusiv, das heißt, sie können beide Funktionen nutzen. Ist sie nicht exklusiv, kann man nur eine nutzen, dafür kann man aber so unter Umständen alle 5 Karten zumindest teilweise verwenden, denn spielen darf man ja nur drei der fünf. Das klingt auf den ersten Blick vielleicht etwas verwirrend, aber nach einer Runde hat man es schon verstanden, und kann vielleicht auch schon etwas besser einschätzen, was die Mitspieler wohl einsetzen werden, denn darauf kommt es an.
Einige der Personenkarten erlauben es auch, Gebäude zu bauen – welche, das hängt sowohl von denen zur Verfügung stehenden ab (die liegen auf dem Plan, oder möglicherweise vor einzelnen Spielern, wenn diese den "Lehensherrn“ gespielt haben), als auch von den Materialien, die die Spieler zur Verfügung haben, denn aus Luft lässt sich höchstens ein Wolkenkuckucksheim bauen, und das steht nicht zur Verfügung. Diese Gebäude können unterschiedliche Funktionen haben – einige erlauben die Wandlung von Waren, andere geben einmalig eine gewisse Menge an Material, und noch andere bringen einfach Siegpunkte – unter Umständen recht viele, das ist aber von verschiedenen Faktoren abhängig. Meist spielt es eine Rolle, wieviel man von etwas (meist angrenzend am entsprechenden Gebäude) auf dem Plan hat. Und ja, es gibt sogar Gebäude, die mehr Punkte geben, wenn man Wälder besitzt, allerdings sind diese meist nur Rohstofflieferanten und fallen Holzfällern, Brandrodern und Zimmerleuten zum Opfer. Die anderen Landschaftselemente (Gruben, Teiche und Gehölze) werden unter Umständen aber sogar extra angelegt – es ist ein Jonglieren mit Ressourcen und Platz, und wem das am besten gelingt, der dürfte auch am Ende die meisten Punkte erhalten.
Wenn man die Mechanik einmal begriffen hat, ist der Spielverlauf durchaus recht flüssig und dann stimmt auch die geschätzte Spieldauer – 15-20 Minuten pro Spieler sind durchaus realistisch. Die Mechanik der Produktionsräder ist sehr gut durchdacht; allerdings muss man ggf. mal bremsen wenn man eben auch Holz oder Lehm benötigt. Dazu kann man entweder die produzierten Waren auf der 3 (Maximum) liegen lassen, oder eine Ressource auf 0 fahren, damit eben nicht produziert wird. Der Zufall ist angenehm gering – es ist lediglich Zufall, welche Gebäude gerade zur Verfügung stehen; selbst die Kartenwahl der Mitspieler ist unter Umständen zumindest ein wenig berechenbar, und das gehört zum Spiel dazu. Es ist eine Mischung aus Ressourcen- und Platzmangelmanagement, und das insgesamt in einem materialtechnisch sehr ansprechenden Rahmen präsentiert. Die Glasstraße spricht sowohl Gelegenheits- als auch Vielspieler an (die Vielspieler allerdings vermutlich mehr), und ist auch mit größeren Kindern (die Altersangabe ab 12 halte ich für realistisch, da man Mitspieler vorausberechnen muss) als Familienspiel tauglich. Auf jeden Fall ist es aber für den Preis ein gutes Spiel, und auch eine nette Geschenkidee.
Hersteller | Feuerland |
Autoren | Uwe Rosenberg |
Künstler | Dennis Lohausen |
Spieler | 1-4 |
Denken | 8 |
Glück | 1 |
Geschicklichkeit | 0 |
Preis ca. | 39,90 € |
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